Broschüre: Abfallwirtschaft Digital. Beispiele aus der kommunalen Praxis
Die spannende Frage wird sein, um es mit den Worten von Wolfgang Bagin, Vorsitzender des Fördervereins VKU Abfallwirtschaft und Stadtreinigung VKS e.V., Werkleiter Abfallwirtschaftsbetrieb Landkreis Böblingen, zitiert aus der Broschüre auszudrücken:
Was will der Kunde? Wie können wir für ihn als Dienstleister interessant bleiben und uns unentbehrlich machen?
Wolfgang Bagin
(Quelle: Abfallwirtschaft Digital. Beispiele aus der kommunalen Praxis, Seite 77)
Während in den Kommunen Schlagworte wie E-Government fallen, werden sich Servicebetriebe verstärkt mit Sensorik und RFID-Technik beschäftigen müssen, um die Chancen durch die Digitalisierung nutzen zu können – sowohl hinsichtlich effektiverer und effizienterer Prozesse, aber auch, um gesamte Geschäftsmodelle und Dienstleistungsangebote auf Basis der Digitalisierung weiterentwickeln zu können.
Die Broschüre bietet neben Grundlagenberichten auch eine Fülle von Praxisbeispielen einzelner Betriebe.
Das sollten Sie wissen
- Unter dem Stichwort Smart City wird sich der Umgang mit Daten und dem Wissen um das Nutzerverhalten der Kunden entscheidend auf die zukünftigen (bedarfsorientierten) Dienstleistungsangebote und Geschäftsmodelle von Servicebetrieben auswirken. Mit der digitalen Prozessintegration wird sich die Organisation der Arbeit tiefgreifend verändern. Der Schwerpunkt verlagert sich von der operativen Arbeitsebene auf Datengenerierung und Datenmanagement. In der Folge werden sich Auswirkungen in den Bereichen Personaleinsatzplanung und Qualifikationsprofile der Beschäftigten ergeben. Die Frage wird sein, ob die smarte Stadt den Anforderungen gerecht werden kann.
- Für die Betriebe ist der Rechtsrahmen bei der Digitalisierung der Geschäftsmodelle und Dienstleistungsangebote essenziell. Aus diesem Grund muss eine Überprüfung der „Digitalisierungstauglichkeit“ des bestehenden Rechtsrahmens in unterschiedlichen Sektoren stattfinden. In Balance zu bringen sind beispielsweise ein hohes Maß an Rechtssicherheit oder Schutz der Bürgerrechte sowie auf der anderen Seite die unternehmerische Freiheit. Ebenso spielen der Datenschutz, die PSI-Richtline, aber auch die interne IT-Sicherheit sowie die Regelung durch Betriebsvereinbarungen für die Nutzung von Endgeräten durch Mitarbeiter eine große Rolle.
- Die Digitalisierung ist kein IT-Projekt oder die Einführung neuer Technologien. Vielmehr handelt es sich dabei um ein Veränderungsprojekt mit all seinen Begleiterscheinungen, die Widerstand ebenso wie Akzeptanz, Beteiligung und Commitment auslösen können. Digitalisierung verändert Prozesse und Strukturen in den Betrieben und bedarf eines Change Management, damit sie zum Erfolg wird. Hier sind Führungskräfte gefragt, die diesen Wandel begleiten und die Mitarbeiter entsprechend mitnehmen können.
- Digitalisierung erfordert Kooperationen und Vernetzung, die Bereitschaft, voneinander zu lernen und Best Practice-Beispiele und Know-How von andern zu nutzen. Nur dann kann eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten entstehen, die durch unterschiedliche Serviceplattformen für Betriebe gefördert wird. Auch das Wissen anderer Branchen oder Start-Ups ist wertvoll.
Mehr zum Inhalt
Damit Sie bei Bedarf schnell zum ausführlichen Text finden, haben wir für Sie die Seitenzahlen in Klammer eingefügt.
Digitalisierung rechtsicher gestalten
Vor allem Rechtsgebiete wie Elektronischer Rechtsverkehr, Haftungsrecht, Datenschutzrecht, Arbeits- und Unternehmensrecht sollten auf „Digitalisierungstauglichkeit“ überprüft werden und hinterfragt werden, ob bestehende Rechtssetzungsmechanismen mit dem digitalen Wandel auf Dauer Schritt halten („tech goes law“ versus „law goes tech“). (6)
Digitale Geschäftsmodelle im Lichte der DSGVO
Werden datenschutzrechtliche Anforderungen als Rahmen für die Entwicklung und den Einsatz digitaler Technologien verstanden und der Umgang mit theoretisch verfügbaren „personenbezogenen Daten“ rechtssicher und transparent verankert, wird die Einhaltung des Datenschutzes zum Wettbewerbsvorteil. (8)
Recyclingzwang von Daten mit ungeahnten Nebenwirkungen
- Wie sieht die Rechtslage eigentlich aus? Wem „gehören“ Daten und wer muss wen auf welche Daten zugreifen lassen? Diese Frage beschäftigt neben vielen praktischen Herausforderungen. Mit der PSI-Richtlinie wird über die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors entschieden. Die Broschüre erwähnt sechs wesentliche Überarbeitungen. (11)
- Welche Auswirkungen diese Neufassung auf kommunale Abfallunternehmen hat? Die Gefahr liegt darin, dass kommunale Unternehmen ihre Datenhoheit verlieren und private Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil erhalten.
IT-Sicherheit in kommunalen Unternehmen messbar machen
- Kommunale Einrichtungen haben es aufgrund ihrer Geschäftsprozesse häufig mit hochsensiblen Daten zu tun. Daher ist die Gewährleistung der Vertraulichkeit, Integrität und des Schutzes solcher Daten von höchster Wichtigkeit. (14)
- Seit 2015 ist das IT-Sicherheitsgesetz in Kraft getreten. Dieses verpflichtet alle Organisationen, die zur Aufrechterhaltung des Gemeinwohls von zentraler Bedeutung sind, ihre eingesetzten IT-Technologien vor Fremdeinwirkung zu schützen. (14)
- Die Einführung eines ISMS (Information-Security-Management-System) ist vor allem für kommunale Unternehmen entscheidend, um von einem verlässlichen und messbaren Schutzniveau zu profitieren. Damit wird ein Sicherheitssystem geschaffen, das an die IT-Gesetze und Vorgaben angepasst ist. (17)
- In regelmäßigen Zyklen sollten die Sicherheitsvorkehrungen durch Monitoring und Reportingprozesse überprüft werden. (17)
SMART City oder die Digitalisierung der Abfallwirtschaft?!
- Eine Stadt ist kein Technologiefeld, sondern ein „Applikationsfeld“. Durch die Digitalisierung, also den Einsatz unterschiedlicher Technologien, verändern sich Prozesse und Abläufe sowie das tägliche Leben der Stadtbewohner. Das betrifft auch den Umgang mit Lärm und Müll. Die Frage wird sein, ob die smarte Stadt diesen Herausforderungen gerecht wird. (19)
- Smart City: Der Begriff stammt aus den 1990er Jahren, doch erst in den 2000er Jahren entstanden erste Smart City-Projekte. Der Fokus lag damals auf der Verwendung digitaler Sensorik, um Daten im öffentlichen Raum zu erfassen. (19)
- Der Ausdruck „Smart City“ ist ein Sammelbegriff. Er beschreibt Städte, die Daten im öffentlichen Raum generieren und analysieren, um darauf basierend Prozesse und Abläufe zu optimieren. (20)
- Grundsätzlich werden sich bestimmte Rechtsfragen stellen: Wem gehören die Daten, wer hat das Recht, diese zu erheben und zu verwenden? Und in Konsequenz dessen: Wie sehen zukünftige Dienstleistungsangebote und Geschäftsmodell aus? (20)
Auf dem Weg zur bedarfsorientierten Dienstleitungserbringung
Bislang sind Stadtreinigung und Abfallentsorgung öffentlich notwendige Dienstleistungen, die erst im Ansatz bedarfsorientiert erbracht werden. Bedarfsorientiert heißt, es wird vorher überprüft, ob zum Beispiel die Leerung eines Müllcontainers wirklich notwendig ist. (20)
Dienstleistungserbringung kann unterteilt werden in
- Reaktive Dienstleistungserbringung:
Der Stadt liegen kaum Daten und Informationen über das Nutzungsverhalten des Kunden vor. Daher sind dessen Anforderungen oft zeitlich nicht planbar. (20) - Proaktive Dienstleistungserbringung:
Sie wird in regelmäßigen Abständen (Zeitplan) durchgeführt. Ungewiss ist hier, ob die Dienstleistung immer dann auch erforderlich ist, wenn sie tatsächlich durchgeführt wird.
Beispiel Abfallentsorgung oder Straßenreinigung: Die Zeitpläne basieren auf Erfahrungswissen des Dienstleisters.
– Vorteil: Kritische Situationen werden vermieden.
– Nachteil: Mangelnde Effizienz. (21) - Prädiktive (zustandsorientierte) Dienstleistungserbringung:
Die Dienstleistung wird dann durchgeführt, wenn sie benötigt wird. Dies erfordert, dass der Dienstleister über Daten und Informationen zum Nutzungsverhalten des Kunden verfügt.
– Herausforderungen: Die Datenerhebung muss über einen gewissen Zeitraum erfolgen, um Muster ableiten zu können. Kunden müssen langfristige Service-Verträge abschließen, damit korrekt abgerechnet werden kann. Und beim Dienstleister selbst ergeben sich Auswirkungen auf die Personaleinsatzplanung und Qualifikationsprofile der Mitarbeiter. (21) - Adaptive oder Automatisierte Dienstleistungserbringung:
Dank Digitalisierung ergeben sich diese zwei weiteren Möglichkeiten. Service-Prozesse und -Verträge passen sich situativ an das Kundenverhalten an, bzw. Prozesse laufen künftig vollautomatisiert oder autonom ab. Der Impuls kommt dabei von der Maschine selbst und löst Nachfolgeprozesse aus. (22)
Abfallwirtschaft 4.0 – was wird anders?
- Zwar ist die Schnittstellenkomplexität noch hoch. Doch die Digitalisierung ermöglicht die Integration unterschiedlicher Prozesse und Aktionen durch digitale Daten- und Informationsflüsse. In der Konsequenz wird sowohl die Interaktion von Menschen mit Menschen als auch diejenige von Objekten mit Objekten verbessert. Mit der digitalen Prozessintegration verändert sich die Organisation der Arbeit, wie das Beispiel Winterdienst der Zukunft zeigt. (22)
- Der Schwerpunkt wird sich bei innovativen Unternehmen von der operativen Arbeitsebene auf die Datengenerierung, das Datenmanagement und die Prozessoptimierung verlagern. Wer in der Lage ist, Datenflüsse zu strukturieren, kann sich auf höherwertige Tätigkeiten konzentrieren und die Durchführung an sich auf Dritte verlagern. (23)
- Infolge dieser Veränderung der Arbeit werden sich die Anforderungsprofile bzw. der Qualifikationsbedarf der Mitarbeiter verändern, was – auch angesichts des demografischen Wandels – wiederum neue Bewerberstrategien nach sich zieht.
Führungskräfte 4.0
Betriebe gemeinsam mit den Bildungseinrichtungen sollen Führungskräfte sozial als auch digital befähigen. Der Master Digital Business Management richtet sich an Führungskräfte, die Aufgaben im Bereich der digitalen Wirtschaft von Unternehmen und öffentlichen Verwaltung übernehmen wollen. (24)
Digitalisierung und Mitbestimmung
Wie können Verbesserungen in Bezug auf Digitalisierungsvorhaben mit dem Betriebsrat gemeinsam geregelt werden? Noch fehlen Muster. In der Broschüre wird beispielhaft aufgezeigt wie das aussehen kann. Hinsichtlich der des Datenschutzes und der Nutzung mobiler Endgeräte, Upgrades, privat nutzbare Apps, Home-Office oder der IT-Sicherheit bei Verlust eines Gerätes. (25 -30)
Die fünf häufigsten Denkfehler, die Ihr Digitalisierungsprojekt sicher scheitern lassen
Die 5 Denkfehler:
- „Es reicht, wenn das Führungsteam den Prozess anstößt.“
Digitalisierung ist ein Kraftakt und eine tiefgreifende Veränderung, bei der es nicht genügt, den Prozess anzustoßen oder nur Budget freizugeben. (31) - „Moderne Lösungen begeistern jeden.“
Veränderungen lösen aufgrund von unterschiedlichen Ängsten Widerstand aus. Kommunikation ist ein wesentlicher Faktor für Akzeptanz, Beteiligung und Commitment. (31) - „Digitalisierung – dafür sind die IT-Nerds zuständig.“
Digitalisierung ist kein IT-Projekt. Es sind vielmehr die Soft Skills der Projektleiter gefragt. Die Key User sorgen für das fach- und abteilungsübergreifende Wissen. (31) - „Think Big – am besten optimieren wir alles auf einmal!“
Nur weil eine Digitalisierungsstrategie fachlich übergreifend alles berücksichtigt, heißt das nicht, dass alles auf einmal digitalisiert werden muss. Sich zu fokussieren und überschaubare Ziele zu setzen, ist der Schlüssel zum Erfolg. (32) - „Versuch macht klug!“
Digitalisierungsprojekte bedeuten hohe Investitionen, sollen sie zu Verbesserungen führen. Das Misslingen darf keine Option sein. (32)
Digitalisierung ist kein IT-Projekt. Digitalisierung ist ein Organisationsprojekt, bei dem sowohl Strukturen als auch die Arbeitsweisen von Menschen maßgeblich verändert werden. Es bedarf deshalb eines Change-Managements.
Innovative Ideen und Kooperationen für die Kommunale Abfallwirtschaft
- Etablierte Unternehmen können von Start-Ups profitieren – und umgekehrt. Aus diesem Grund vernetzt der VKU seine Mitglieder auf der KommunalDigital mit Start-Ups und anderen Digital-Experten. Die Lösungen von jungen Unternehmen sind oft schlank und leicht zu implementieren. Gleichzeitig bietet zum Beispiel die Abfallwirtschaft für Start-Ups Anknüpfungspunkte für den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. (33)
- Beispiel Bin-e, die intelligente Abfalltonne. Weitere 200 Start-Ups sind registriert. Zudem finden kommunale Unternehmen auf der Serviceplattform regelmäßig Artikel zu digitalen Vorzeigeprojekten oder neuesten Trends. Die Plattform enthält eine Datenbank für Beratungsunternehmen und Lösungen für das Ausschreibemanagement. (34)
Know-How aus den Unternehmen / Aus der Praxis
Vom Qualifizierungsprogramm „Digitalisierung“, mit welchem das Bewusstsein und Kompetenzen geschaffen werden über Einführung eines GPS-Tracking-Systems, Betriebseigene Software zur mobilen Auftragsverarbeitung, Digitale Kundenmonitore bis hin zum Pilotmodell intelligente Mülleimer.
Die zahlreichen Praxisbeispiele für die Umsetzung geben Impulse und mögliche Lösungsansätze für die eigenen Betriebe. Gut beschrieben und mit Ansprechpartner versehen geben Sie die Möglichkeit zum Austausch von Wissen und Vernetzung. (40 ff)
Im Kapitel „Aus der Praxis“ ergänzen weitere Best Practice-Beispiele das Kompendium. Unter anderem bieten Projekte zu Stadtsauberkeit, Digitalisierungs-Check oder der digitale Wertstoffhof spannende Einblicke in die Digitale Welt der Abfallwirtschaft. (80 ff)
Digitale Chancen, Visionen und der Arbeitsalltag
- Wie ergeht es einer Betriebsleiterin Stadtreinigungs- und Abfallbetrieb? Ein Statement mit Fragen aus der Praxis. (74)
- Grußwort und Fazit für Servicebetriebe:
Wichtig sind bei der Umsetzung der Digitalisierung in den Betrieben in erster Linie die Fragen: „Was will der Kunde? Wie können wir für ihn als Dienstleister interessant bleiben und uns unentbehrlich machen?“ (77)
Sichere Arbeitsplätze, motivierende Abläufe… und was das mit Uber zu tun hat
Taxi und Kreislaufwirtschaft haben eines gemeinsam: Es sind altehrwürdige Branchen mit langer Geschichte, die ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten haben und (zum Teil noch) gesetzlich geschützt sind. Ein Blick in andere Branchen lohnt. (79)
Unser Fazit
Die Broschüre bietet unzählige Ansatzpunkte, Ideen und Impulse für Betriebe. Vor allem der Bezug zur Praxis macht das vorliegende Kompendium lebendig und authentisch. Mit Sicherheit lassen sich aus den vielen Praxis- und Umsetzungsbeispielen Ideen ganz oder nur teilweise für den eigenen Betrieb und anstehende Digitalisierungsnotwendigkeiten übernehmen.
Auf jeden Fall bietet die Broschüre durch die konkreten Ansprechpartner die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch von Erfahrungswissen und zur Vernetzung.
Steht Ihr Servicebetrieb vor strukturellen Änderungen, die neue Rollen erfordern? Wollen Sie ihre Prozesse optimieren und stabilisieren? Bringt die voranschreitende Digitalisierung neue Anforderungen an die Zusammenarbeit Ihrer Mitarbeiter und Führungskräfte mit sich?
„Damit aus Strategien Handeln wird“: Unter diesem Motto setzen wir unser bewährtes Beratungskonzept bei städtischen und bei kommunalen Servicebetrieben ein.
Ist Ihr Servicebetrieb fit für die Zukunft?
Über ILTIS
ILTIS steht für die erfolgreiche Implementierung Ihrer neuen Geschäftsmodelle und Veränderungsvorhaben. Dabei bringen wir Fähigkeiten, Prozesse und Systeme so zusammen, dass daraus wirkungsvolles Handeln resultiert.