Wie wird das digitale Zeitalter Führung prägen?
Jeder der 12 Mega-Trends der letzten Jahre prägte Organisationen ebenso wie es die nächsten 6 Trends tun werden. Egal ob es sich um das Industrie-Zeitalter, die Wissenskultur oder jetzt die „Digitale Zukunft“ handelt. Jede Entwicklung führt zu Umbrüchen und veranlasst Organisationen zum Umdenken.
Und jeder Mega-Trend, jede Entwicklung löst Fragen aus, prägt passend zum Trend neue Begriffe. Dazu gehört auch die Frage nach der Führung.
Im Industrie-Zeitalter war es Führen durch hierarchische Macht. Die Wissensgesellschaft prägte Führen durch Beeinflussen. Und das digitale Zeitalter? Wie wird Führung dadurch geprägt werden?
Viele sprechen von Digital Leadership, Führung 4.0 beziehungsweise von der Führungskraft 4.0 oder vom Führen durch Reputation. Doch wie sieht der tiefgreifende Wandel wirklich aus? Verändert sich das Was? Oder verändert sich nur das Wie?
Was am Ende übrig bleibt, werden unsere Enkel lesen. Für Führungskräfte stellt sich im Moment jedoch die Frage: Wie werde ich den Anforderungen gerecht?
Die Führungskraft 4.0
Viele Studien suchen Antworten auf die Frage nach der Führungskraft 4.0 und wie diese zu sein hat. Entscheidungsstark, proaktiv, authentisch, innovativ, IT-kompetent, bescheiden, disruptiv denkend, hochgradig vernetzt, mitarbeiterorientiert und, nicht zu vergessen: agil!
Nun war der Job einer Führungskraft früher schon nicht einfach. Ein solcher Anforderungskatalog macht es nicht besser. Deshalb ist es viel wichtiger zu fragen: Mit welchen neuen Anforderungen durch die Digitalisierung haben es Führungskräfte nun zu tun?
Führung ist die ziel- und ergebnisorientierte, aktivierende und wechselseitige, soziale Beeinflussung zur Erfüllung gemeinsamer Aufgaben in und mit einer strukturierten Arbeitssituation.
Rolf Wunderer, 2007
Führung will nach wie vor Ziele erreichen. Zwangsläufig stellt sich dann die Frage, wie man diese Ziele am besten mit denjenigen Menschen erreicht, mit denen man zusammenarbeitet.
Und das hat sich durch die Digitalisierung nicht verändert. Nach wie vor haben Führungskräfte die Aufgabe
- für Ziele zu sorgen,
- Erfolge zu verantworten und zu ermöglichen,
- Veränderungen zu gestalten,
- Prozesse und Systeme anzupassen,
- Rollen und Verantwortlichkeiten zu klären,
- Mitarbeiter zu fördern und
- Beziehungen zu gestalten.
Und nach wie vor sind es Menschen, die führen und geführt werden.
Das Was bleibt, das Wie verändert sich!
Trends wie Agilität und VUCA (Akronym für steigende Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität) wie auch die Digitalisierung machen die Welt für Führungskräfte dynamischer, unberechenbarer – und unklarer.
„In einer freien Landschaft, in der Blick über Hügel, Wege und Landmarken fällt, kann man gut Richtungen, Anweisung und Orientierung geben. In einem Dschungel, in dem sie weder das Team noch die Kunden genau sehen, können wir froh sein, wenn wir wissen wo unser Team ist.“
Es benötigt Planung, Meilensteine und Orientierung. Vielleicht mehr denn je. Wenn sich alles schneller verändert, können starre Hierarchien, Silodenken und lange Entscheidungswege hinderlich sein.
Im Rahmen einer Expertenumfrage ergaben sich acht zentrale Veränderungen von Führung durch die Digitalisierung. (Quelle: Führung 4.0 – Wie die Digitalisierung Führung verändert )
- 89% gaben an, dass es zu veränderten Einflussmöglichkeiten von Führungskräften, wie beispielsweise die Abgabe von Macht oder Demokratisierung gekommen ist.
- 62% wiesen auf eine erhöhte Bedeutung beziehungsförderlichen Verhaltens hin (Coaching, Enabling, Vernetzung).
- 57% nannten erhöhte Kompetenzanforderungen an Führungskräfte wie Agiliät, Veränderungsmanagement, Führung auf Distanz.
- 22% stimmten für eine ergebnisorientierte Leistungsbewertung und Performance Management.
- 19% nannten ein verstärktes Gesundheits- und Wellbeingmanagement bei Mitarbeitern als Erfolgsfaktor.
- 18% erlebten einen zunehmenden Druck auf Führungskräfte.
- 8% führten eine vermehrte Weiterbildung von Mitarbeitern an.
Das bedeutet: Es sind neue Führungswege und neue Formen des sozialen Miteinanders zur Aufgabenerfüllung notwendig.
Neue Führungswege ausprobieren
Beispielsweise kann die sogenannte OKR-Methode (Objectives and Key Results) eingesetzt werden, um flexibler zu planen. Schon 2018 wurde diese Methode vom Handelsblatt als die „Wunderwaffe moderner Führungskräfte“ bezeichnet.
Um Veränderungen voranzutreiben, ist es notwendig, neue Innovationen zu begünstigen und eine positive Fehlerkultur zu schaffen. Führungskräfte sorgen dafür, dass Mitarbeiter Ideen einbringen und dass Fehler und Scheitern als Chance zum Lernen begriffen wird.
Führung im Alleingang scheint nicht mehr möglich zu sein. Es bedarf neuer Spielregeln. Es kommt darauf an, Visionen zu vermitteln, Mitarbeiter an Entscheidungen zu beteiligen und Ziele gemeinsam zu definieren.
Der Abbau von Hierarchien zugunsten schlanker Organisationen soll gleichzeitig mit einer breiteren Verteilung von Verantwortung und Entscheidungskompetenzen gekoppelt sein. Und wer Hierarchien abbaut, muss neue Karrieremodelle einführen. Damit verbunden ist auch die Neugestaltung von Rollenkonzepten und Beziehungsgeflechten.
Und beeinflusst durch die Digitalisierung müssen auch Qualifikationsangebote neu gedacht werden. Mitarbeiter benötigen verstärkt digitale Kompetenzen.
Neue Formen des sozialen Umgangs
Die Digitalisierung fordert eine hohe geistige Flexibilität. Sie sorgt aber auch dafür, dass die Sehnsucht nach zwischenmenschlichem, persönlichem Kontakt steigt. Die Führungskraft der digitalen Zukunft spricht nicht nur den Verstand, sondern auch das Herz des Mitarbeiters an.
Je mehr „seelenlose“ Technologie Einzug hält, desto mehr sind Sozialkompetenz und Empathie gefragt. Die tollsten Tools für Information und Kommunikation ersetzen nicht das Bedürfnis nach Gesprächen und Austausch mit anderen Menschen. Dort, wo Körpersprache, Mimik und Gestik verloren gehen, gehen Beziehungen verloren. Es ist mehr emotionale Intelligenz gefragt.
Letztlich sind es immer die Menschen die handeln. Wer führen will, muss also wissen, wie Menschen eine Veränderung erleben, was sie motiviert, anzupacken, und was sie lähmt.
Kein Computerprogramm – zumindest Stand heute – ersetzt eine Führungskraft als Impuls- und Ideengeber, als diejenige Person im sozialen Gefüge einer Organisation, die Lob und Anerkennung gibt. Sie muss motivieren, Teamgeist und Zufriedenheit bei dem Mitarbeitern herstellen und Konflikte schlichten. Keine noch so fehlerfreie Abfolge von Einsen und Nullen wird dies erreichen.
Es wird die Aufgabe von Führungskräften sein, Mitarbeiter zunehmend in ihre Überlegungen und Entscheidungen einzubeziehen. Chefs dürfen nicht mehr nur als Fach-Führungskräfte auftreten, sondern müssen zunehmend überfachlich agieren. Sie sind Ermöglicher. Sie gestalteten Prozesse zur Lösungs- und Entscheidungsfindung gemeinsam mit ihren Mitarbeitern.
Je unklarer und instabiler das Umfeld ist, desto mehr suchen Mitarbeiter Orientierung. In einem wertschätzenden Miteinander können Führungskräfte diese Orientierung schaffen und damit auch den Umgang der Mitarbeiter untereinander in dieser Hinsicht fördern.
Unser Fazit
Klar ist: Wie jeder Trend wird auch die Digitalisierung ihre Spuren hinterlassen. Sie wird Einfluss auf die Fragen nach Führungsstil und Führungsformen nehmen. Die Frage im Alltag jedoch, die Führungskräfte und Mitarbeiter umtreibt, ist: „Wie arbeiten wir am besten zusammen? Wie schaffen wir gemeinsam Erfolge?“
Aus unserer Sicht ist die Realität der beste Ratgeber: Gemeinsam Erfahrungen sammeln, miteinander arbeiten und miteinander reden – und im ständigen Austausch gemeinsam nach Verbesserungen für die Zusammenarbeit suchen.
Betrachten Sie Führung immer als zentrales Handlungsfeld in einer Veränderung. Gerne auch mit uns
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